Definition
Text, der mit OpenType-Schriften gesetzt wurde, enthält auch die Unicodes der Zeichen. Das stößt bei manchen Features von QuarkXPress allerdings auf Widerstand. Das kann soweit gehen, dass eine Durchführung mit Unicode-Zeichen nicht möglich ist.
Abb. 1: Ergebnis einer Rechtschreibprüfung
Einer erfolgreichen Überprüfung des Texts steht also auch bei Anwendung mehrerer OpenType-Optionen gleichzeitig wie z. B. Kapitälchen und Ligaturen nichts im Weg.
Probleme können aber bei Schriften entstehen, bei denen einzelne Zeichen nicht der Standardbelegung entsprechen (siehe Trennausnahmen).
Wörter in fremdsprachigem Text werden erkannt, sofern die entsprechende Sprache geladen ist. Voraussetzung für ein einwandfreies Funktionieren ist die Zuweisung der spezifischen Sprache an den Text. Es wird zwar mit der Sprachzuweisung Deutsch auch z. B. das französische Wort Egalité als richtig erkannt, nicht aber z. B. das englische Wort desire. Es ist also unbedingt erforderlich, jedem Text seine angestammte Sprache zuzuweisen.
OpenType-Schriften verfügen teilweise auch über nichtlateinische Zeichensätze. Auch darauf lässt sich die Rechtschreibprüfung anwenden, sofern das entsprechende Silbentrennprogramm (Sprache) dafür vorhanden und dem zu prüfenden Text zugewiesen ist.
Bei gemischtsprachigem Text werden alle Wörter, die sich in den Lexika befinden, erkannt (auch beim Mischen von lateinischen mit nichtlateinischen Schriften). Voraussetzung ist aber wieder die jeweilige Sprachzuweisung.
Abb. 2: Eintrag in ein Hilfslexikon
Ein Hilfslexikon kann unter denselben Bedingungen, die für die Rechtschreibprüfung allgemein gelten, auf OpenType-Text angewandt werden.
Falsch getrennte Wörter können im Trennausnahmelexikon gespeichert werden. Dieses wird in den Präferenzen des jeweiligen Layouts gespeichert und wirkt nicht projektübergreifend.
Der Vorteil ist, dass Wörter, die vom Programm ständig falsch oder nicht an der Stelle, an der es erwünscht ist, getrennt werden, nach Festlegung generell nach diesen Vorgaben getrennt werden.
Abb. 3: Eintrag in das Trennausnahmen-Lexikon
Diese Trennausnahme muss von QuarkXPress auf jedes Vorkommen des Worts, unabhängig von der verwendeten Schrift angewendet werden (Abb. 4).
Abb. 4: Trennverhalten unterschiedlicher Schriften I
Werden Buchstaben verwendet, die nicht im ASCII-Zeichensatz enthalten sind, z. B. das lange ſ, können auch diese über die Unicode-Hex-Tastatur oder über Copy & Paste eingegeben werden (Abb. 5).
Abb. 5: Eintrag von Nicht-ASCII-Zeichen in das Trennausnahmen-Lexikon
In diesem Fall muss die Alternative ebenfalls eingegeben werden, da Satz nach klassischen Regeln in den Silbentrennprogrammen standardmäßig nicht berücksichtigt ist (Abb. 6).
1 Dieses Beispiel ist nur theoretischer Natur, da Fremdwörter in Fraktursatz in einer
Antiquaschrift gesetzt werden müssen.
Abb. 6: Trennverhalten unterschiedlicher Schriften II
Sogar Nicht-OpenType-Schriften wie Verdana oder Trebuchet MS verhalten sich hier nach den Trennausnahmen.
Kommt ein Zeichen zum Einsatz, das nicht auf seinem üblichen Unicode-Platz positioniert ist, kann es schon beim Erstellen der Trennausnahme zu unlösbaren Problemen kommen, z. B. beim Versuch, die Ligatur ch der Wilhelm Klingspor Gotisch LT Std mit dem Unicode E000 in das Eingabefeld einzutragen (Abb. 7).
Abb. 7: Nicht durchführbarer Eintrag eines Unicode-Zeichens in das Trennausnahmen-Lexikon
Gibt man hier entweder den Unicode E09E oder die Einzelbuchstaben der Ligatur, c+h, ein (die Ligatur ch zählt in der Caflish Script Pro zu den Standardligaturen) oder setzt man diese Ligatur über Copy & Paste ein, lässt sich die Ausnahme nun hinzufügen (Abb. 8).
Abb. 8: Durchführbarer Eintrag in das Trennausnahmen-Lexikon
(Trennung hier demonstrativ falsch)
Nun wird die Trennung an der festgelegten Stelle durchgeführt, und zwar auch dann, wenn keine Ligatur hier verwendet wird. Ausnahme: Wilhelm Klingspor Gotisch LT Std, da die Ligatur hier ja einen anderen Unicode hat (Abb. 9).
Abb. 9: Trennverhalten unterschiedlicher Schriften III
rot = Ligatur
Werden bei der Wilhelm Klingspor Gotisch LT Std an Stelle der Ligatur Einzelbuchstaben verwendet, wird hier zwar auch nach den Vorgaben getrennt, das entspricht aber nicht den klassischen Regeln.
Für OpenType-Schriften gibt es im Gegensatz zu allen anderen Fontformaten nur die Möglichkeit, eigene Unterschneidungswerte einzugeben; es ist nicht möglich, die im Font festgelegten Unterschneidungswerte zu verändern, da diese in der Unterschneidungstabelle nicht angezeigt werden (Abb. 10).
Abb. 10: Unterschneidungen bearbeiten in der Unterschneidungstabelle
In QuarkXPress 6.5 werden OpenType-Unterschneidungen vollständig angezeigt, obwohl diese Version gar nicht OpenType-tauglich ist. Dadurch lassen sich zwar bestehende Unterschneidungen korrigieren, neue Unterschneidungen für Zeichen, die außerhalb des Standard-Zeichensatzes liegen, sind aber nicht möglich, da keine Glyphen-Palette für das Einfügen zur Verfügung steht.
Versucht man, die Zeichen über die System-Zeichenpalette einzufügen, werden sie kodiert angezeigt; d. h., dass ein Zeichen nun aus mehreren Zeichen besteht, was von QuarkXPress als Zeichenpaar definiert wird – die Eingabe eines zusätzlichen Zeichens, mit dem das Unterschneidungspaar gebildet werden soll, ist daher nicht mehr möglich.
Abb. 11: OpenType-Unterschneidungen verwenden
Die in den Vorgaben festgelegte Vorgangsweise wirkt sich global auf alle Layouts eines Projekts aus. Unterschneidungen werden aber in Web-Layouts nur dann angewandt, wenn der Text beim HTML-Export in ein Bild umgewandelt wird.
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